Im Rahmen der REACH-Verordnung plant die EU, die breite Gruppe von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) zu verbieten. Die Folgen für die Industrie wurden von der VDMA in einem Positionspapier analysiert. Das Verbot der gesamten PFAS-Stoffgruppe würde demnach viele industrielle Prozesse gefährden, insbesondere die Technologien der Energiewende. Auch viele Unternehmer aus dem Maschinen- und Anlagenbau fordern, das Verbot zu stoppen und die Stoffe differenziert zu betrachten.
Einsatz von PFAS
Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) kommen in der Produktion insbesondere dort zum Einsatz, wo extreme Bedingungen herrschen: hohe Temperaturen, starker Abrieb oder aggressive chemische Bedingungen. Damit sind sie als Dichtungen, Ventile oder Schläuche in vielen industriellen Maschinen und Anlagen unverzichtbar. Außerdem ist ihr Einsatz für wichtige Technologien der Energiewende notwendig, zum Beispiel für die Herstellung von Brennstoffzellen, Wärmepumpen, Solaranlagen oder Wasserelektrolyseuren.
Die Herstellung, das Inverkehrbringen sowie die Verwendung von PFAS – und damit auch all dieser unverzichtbaren Komponenten – wären nach Inkrafttreten der REACH-Beschränkung nicht mehr möglich. Es hätte in der Industrie daher verheerende Wirkung.
Unbegründetes Verbot
Der VDMA bezeichnet das umfassende PFAS-Verbot von rund 10.000 Stoffen, wie es die EU nun aufgrund von Umweltgefahren im Bereich der Konsumentenprodukte (Skiwachse, Teflonpfannen oder Outdoor-Jacken) plant, als ebenso überzogen wie unbegründet. Nach Einschätzung der OECD seien eine ganze Reihe von PFAS, die sogenannten "polymers of low concern", keine Gefahr für die Umwelt. Sie müssten daher von einem Verbot ausgenommen werden, fordert der VDMA in einem neuen Positionspapier. Dies gelte umso mehr, als die EU das Verbot ohne ausreichende wissenschaftliche Basis plane.
„Eine fundierte Risikobewertung der 10.000 Stoffe wurde nicht vorgenommen, hier soll einfach alles über den gleichen Kamm geschert werden. Im Ergebnis würde das geplante Verbot bedeuten, dass europäische Produzenten auf PFAS verzichten müssten, während Konkurrenten aus Nicht-Euro-Ländern die Stoffe weiterhin verwenden und sich damit erhebliche Wettbewerbsvorteile verschaffen könnten.“, erklärt Dr. Sarah Brückner, Leiterin VDMA Umwelt und Nachhaltigkeit.
Es würden sowohl eine standardisierte Analysemethode, um Produkte mit PFAS zu ermitteln, die nach Europa importiert werden, als auch entsprechende Informationen in den Lieferketten fehlen.
Der VDMA fordert:
Eine differenzierte Regulierung der PFAS-Stoffe, die auf einer wissenschaftlichen Basis beruht.
Eine generelle Ausnahme vom Verbot für Polymere „of low concern“, die nachweislich ungefährlich sind.
Eine Ausnahme vom Verbot für PFAS-Produkte, die nicht mit der Umwelt in Berührung kommen (zum Beispiel, weil sie im Inneren einer Maschine verbaut sind).
Eine deutlich längere Übergangsfrist bis zum Inkrafttreten des Verbots als die angedachten 18 Monate.
Eine sehr viel längere oder unbefristete Zeit, in der PFAS-Stoffe für Ersatz- und Verschleißteile für bereits im Markt vorhandene Maschinen und Anlagen genutzt werden dürfen.