20.04.2015
Auf dem Weg zur vernetzten Produktion sind die deutschen Maschinenbauer deutlich vorangekommen. Aus den verschiedensten Fachzweigen der Branche, von der Antriebs- und Fluidtechnik über die Elektrische Automation bis hin zur Software, demonstrierten die Unternehmen auf der Hannover Messe in diesem Jahr ihre Fortschritte in Sachen Industrie 4.0 - und stießen damit auf großes Interesse der Messebesucher. Dies zeigte sich exemplarisch auf dem vom VDMA mitorganisierten Forum Industrie 4.0: Bereits am dritten Messetag wurde mit mehr als 4 000 Besuchern die Rekordzahl des Vorjahres (3 500 Interessierte) übertroffen.
"Die Hannover Messe 2015 war ein Signal der Stärke des deutschen Maschinenbaus. Die Besucher aus aller Welt haben gesehen: Das Kapitel Industrie 4.0 wird in Deutschland aufgeschlagen", resümierte der VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. "Mit Selbstbewusstsein werden wir unsere Kernkompetenzen nutzen, um der digitalen Produktionswelt unsere Prägung zu geben." Entscheidend für die Branche ist, dass der zentrale Baustein von Industrie 4.0 auf Maschinen und Anlagen erzeugt wird: die Echtzeitdaten. "Wir liefern die Datenquelle der Industrie 4.0", sagte der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer Hartmut Rauen. Auch die Komponentenhersteller nehmen dabei eine zentrale Rolle ein. Ein Beispiel dafür war die Verleihung des international anerkannten Innovationspreises Hermes Award an das Unternehmen des früheren VDMA-Präsidenten Dr.-Ing. E.h. Manfred Wittenstein, die Wittenstein AG, für ein neuartiges Hochleistungsgetriebe. "Der Maschinenbau liefert die Basis für die intelligente Produktion", betonte Rauen.
Insgesamt werde die Hannover Messe mit ihrer guten Stimmung unter den Ausstellern der ganzen Branche Schwung geben für das Jahr 2015, sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Brodtmann. Zufrieden zeigten sich die Aussteller insbesondere über die große Zahl internationaler Besucher sowie die vielen Belege, dass die Unternehmen zunehmend über ihre Branchengrenzen hinaus denken und zusammenarbeiten. Deutlich wurde dies etwa in den Hallen der Industrial Automation, wo zahlreiche Unternehmen anhand von Demonstratoren ihre vernetzten Systeme zeigten.
"Smart Services entstehen, die Kunden-Lieferanten-Beziehung wird neu definiert. Das Teilen von Wissen erhält eine neue Dimension", erläuterte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Rauen. Die Einbindung von Software und IT gelingt dabei immer besser, wie der große Andrang am Gemeinschaftsstand Software bewies. "Für uns war es die beste Messe der vergangenen zehn Jahre", sagte Rainer Glatz, VDMA-Abteilungsleiter Software. "Maschinenbauer und Kunden haben sich auf einen gemeinsamen Weg gemacht, neue Anbieter/Anwender-Dialoge wurden entwickelt und funktionieren."
Was die deutschen Maschinenbauer auf dem Weg in die digitale Zukunft zu zeigen haben, findet auch in der Politik immer mehr Zuspruch. Nicht nur Bundeskanzlerin Angela Merkel auf ihrem traditionellen Rundgang durch die Messehallen (in diesem Jahr zusammen mit dem indischen Premierminister Narendra Modi) , sondern auch die Bundesminister Sigmar Gabriel und Johanna Wanka, die Staatssekretäre Matthias Machnig und Brigitte Zypries sowie die Ministerpräsidenten der Länder Niedersachsen (Stephan Weil), Schleswig Holstein (Torsten Albig) und Mecklenburg-Vorpommern (Erwin Sellering) überzeugten sich an den Ständen des VDMA und vieler Aussteller von der führenden Qualität des deutschen Maschinenbaus.
Die Weiterentwicklung der von den drei Verbänden VDMA, ZVEI und BITKOM ins Leben gerufenen Plattform Industrie 4.0 bezeichnete der VDMA-Präsident Dr. Reinhold Festge als eine "Ansage an die Wettbewerber und eine Anforderung an uns: Deutschland geht auf Kurs 4.0, um auch morgen die führende Industrienation zu sein."
Dabei soll Indien als Handelspartner eine zunehmend wichtigere Rolle spielen. "Die Präsentation des Partnerlands Indien gibt Grund zur Hoffnung, dass sich der deutsch-indische Maschinenhandel beleben wird", sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Brodtmann. "Die neue indische Regierung verfolgt ein ambitioniertes Wirtschaftsprogramm, dessen Umsetzung gerade deutschen Maschinenbauern neue Chancen bietet."
In der digitalen Produktionswelt spielen auch Energie- und Ressourceneffizienz eine wichtige Rolle. Wohin der Weg führt, zeigten die Partner der Nachhaltigkeitsinitiative Blue Competence auf der Hannover Messe. Um diesen Weg gezielt und schnell zu finden, bot die Initiative den Besuchern eine "ressourceneffiziente Schatzkarte" als Wegweiser an. Für großen Andrang am VDMA-Zentralstand sorgten zudem zwei Fahrräder, mit denen Besucher im Team die Energieeffizienzkurve eines Kuka-Roboters möglichst genau treffen mussten. Täglich suchten mehr als einhundert Teams die Herausforderung, um auf diese Weise die Wirkung von Energie- und Ressourceneffizienz konkret zu erleben. "Dass Nachhaltigkeit auch Spaß macht, dazu haben nicht zuletzt unsere Blue Competence Performancekünstler mit ihrer Pantomimeneinlage beigetragen", freute sich Naemi Denz, Mitglied der Hauptgeschäftsführung im VDMA. Auch die Hersteller von Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik nahmen die Besucher in die neue Welt von Industrie 4.0 mit. Am VDMA Infostand wurde die Entwicklung beispielhaft an einem Hybrid-Antriebsstrang gezeigt.
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), Frankfurt am Main