12.02.2015
Deutschland hat seine konjunkturelle Schwächephase überwunden. Nachdem die Wirtschaft im letzten Sommer mehr oder weniger stagnierte, deuten die aktuellen Indikatoren darauf hin, dass die Konjunktur wieder an Fahrt gewinnt. Im vierten Quartal legte die Industrieproduktion verhältnismäßig stark zu und sowohl die überraschend positive Entwicklung der Auftragseingänge als auch die deutlich verbesserte Stimmung in den Unternehmen lassen eine weitere Belebung erwarten. Der schwächere Eurokurs und der äußerst niedrige Ölpreis dürften ihren Beitrag dazu geleistet haben. Zudem entwickelt sich der Arbeitsmarkt weiter positiv. Ein hohes Maß an Beschäftigung, steigende Realeinkommen und niedrige Zinsen ermöglichen eine hohe Konsumnachfrage.
Insgesamt rechnet die Bundesregierung für dieses Jahr daher mit einem ordentlichen Wachstum von 1,5 %, das hauptsächlich durch die Binnennachfrage getrieben wird. Gleichwohl bleiben mit Blick auf die Ukraine, auf die politische Entwicklung in Griechenland, aber auch mit Blick auf die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte konjunkturelle Risiken bestehen.
Die Weltwirtschaft entwickelt sich weiterhin wenig dynamisch. Im November 2014 lag die Weltindustrieproduktion lediglich 2,5 % über dem Vorjahresniveau. Vor allem das Wachstum der Schwellenländer bleibt vergleichsweise verhalten. Für China erwartet der IWF in diesem Jahr eine weitere Abschwächung des BIP-Wachstums auf 6,8 % und für 2016 auf 6,3 %. Die russische Wirtschaft steht aus verschiedenen Gründen vor einer tiefen Rezession. Bei den Industriestaaten kommen lediglich aus den USA und dem Vereinigten Königreich verlässliche Impulse. Die japanische Wirtschaft hat sich in den letzten Monaten wieder etwas gefangen, dynamisches Wachstum ist aber nicht zu erwarten. Gleichzeitig bleibt die Erholung im Euroraum zögerlich. Die EU-Kommission rechnet in ihrer jüngsten Winterprognose für 2015 mit einem Wachstum von 1,3 %. Andererseits könnte der niedrige Ölpreis für eine etwas stärkere Belebung der Weltwirtschaft sorgen. Insgesamt erwarten IWF und EU, dass die Weltwirtschaft im laufenden Jahr wenig beschleunigt um etwa 3,5 % bzw. 3,6 % wachsen wird.
Das deutsche Auslandsgeschäft entwickelt sich positiv. Im Dezember stieg die Zahl der Ausfuhren saisonbereinigt um 3,4 % an. Die Wareneinfuhren gingen dagegen nicht zuletzt wegen der sinkenden Energiepreise leicht um 0,8 % zurück. Im vierten Quartal sind sowohl die Auslandsumsätze als auch die Auslandsbestellungen spürbar gestiegen, wobei die stärksten Impulse aus den Ländern des Euroraums kamen. Für die kommenden Monate haben sich Exporterwartungen der Unternehmen weiter aufgehellt. Dazu dürfte auch die Euroabwertung beigetragen haben, die zu einer spürbaren Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit führt. Vor dem Hintergrund der weiterhin zögerlichen Erholung der Weltwirtschaft rechnet die Bundesregierung für das Jahr 2015 aber insgesamt nur mit einem geringen positiven Außenbeitrag von 0,1 Prozentpunkten.
Die deutsche Industrie hat ihre Schwächephase überwunden. Ihre Produktion stieg im Dezember kräftig um 0,5 % und damit bereits den vierten Monat in Folge. Für das gesamte vierte Quartal ergab sich ein Plus von ebenfalls 0,5 %. Zuwächse waren insbesondere im Bereich der Vorleistungs- und Konsumgüter zu verzeichnen, aber auch die Erzeugung von Investitionsgütern stieg wie im Vorquartal leicht an. Positiv entwickelten sich auch die Industrieumsätze, die im Schlussquartal um 0,7 % zunahmen. Sowohl das Inlands- als auch insbesondere das Auslandsgeschäft konnten gesteigert werden. Zudem erhielt die Industrie im Dezember so viele Neuaufträge wie seit über sechs Jahren nicht mehr. Im gesamten vierten Quartal lag das Bestellvolumen durch die zusätzliche Nachfrage aus dem In- und Ausland um 1,8 % über dem des Vorquartals. Die wichtigsten Stimmungsindikatoren wie das ifo Geschäftsklima oder die ZEW-Konjunkturerwartungen hellten sich weiter auf. Insgesamt sprechen die Indikatoren dafür, dass sich die Industriekonjunktur weiter beleben wird. Dagegen zeichnet sich in der Baubranche noch immer keine Trendwende ab. Die Bauproduktion ging auch im vierten Quartal zurück. Dies war der Entwicklung im Ausbaugewerbe geschuldet. Die Erzeugung im Bauhauptgewerbe entwickelte sich im vierten Quartal insgesamt positiv. Allerdings hat sich die Bestelltätigkeit im Bauhauptgewerbe seit letztem Frühjahr schwach entwickelt. Sie scheint sich nach Anstiegen im Oktober und November aber stabilisiert zu haben. Gleichwohl bewegt sich die Stimmung im Baugewerbe angesichts der grundsätzlich guten Rahmenbedingungen auf hohem Niveau.
Der private Konsum bleibt eine wichtige Stütze der Konjunktur und der Arbeitsmarkt setzt seine positive Entwicklung auch im neuen Jahr fort.
BMWi, Berlin