Normung, Standardisierung und Technologietransfer – diese traditionsreichen Innovationen aus Deutschland spielen heute eine fundamentale Rolle für den dringend notwendigen Erfolg des Transformationsprozesses unserer Wirtschaft und somit für einen effektiven Klimaschutz.
Um das Innovationsengagement des deutschen Mittelstandes sowohl aktuell als auch in der Zukunft gezielt zu fördern, haben die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen e.V. (AiF), das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN) und die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE) beschlossen, ihre Kräfte und Expertise zu bündeln. „Mittelständische Unternehmen machen 99,5 Prozent der deutschen Wirtschaft aus“, erklärt Professor Michael Bruno Klein, Hauptgeschäftsführer der AiF, deren transformatorische Bedeutung. Michael Bruno Klein, Jan-Frederik Kremer, Geschäftsführer der AiF Forschung Technik und Kommunikation (FTK) GmbH, Christoph Winterhalter, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Instituts für Normung e.V. (DIN), Sibylle Gabler, Mitglied der DIN-Geschäftsleitung, Michael Teigeler, Geschäftsführer der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE), und Florian Spiteller, Mitglied der DKE-Geschäftsleitung, haben Ende November 2023 eine Absichtserklärung unterzeichnet. Damit bekunden sie ihre Absicht, enger zusammenzuarbeiten, um die Innovationskraft des deutschen Industriestandortes nachhaltig zu steigern.
„Normen unterstützen den weltweiten Handel und dienen der Sicherheit, Interoperabilität und Funktionalität von Produkten und Anlagen“, hebt Teigeler hervor. In der DKE, getragen vom wissenschaftlich-technischen Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. (VDE), erarbeiten etwa 10.000 technische Expertinnen und Experten Normen und Standards. Diese Normen gewährleisten unter anderem die Sicherheit elektrotechnischer, elektronischer und informationstechnischer Produkte und Anlagen. Als nationale Normungsorganisation und bundesweites Kompetenzzentrum für elektrotechnische Normung vertritt die DKE die Interessen der deutschen Wirtschaft in europäischen und weltweiten Normungsorganisationen.
Das 1917 gegründete und unabhängige DIN leistet heute einen maßgeblichen Beitrag als Mitgestalter des digitalen und grünen Wandels. Etwa 36.500 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Forschung, von Verbraucherseite und der öffentlichen Hand bringen ihr Fachwissen in den Normungsprozess ein, den das DIN als privatwirtschaftlich organisierter Projektmanager steuert. „Normen und Standards fördern den Technologietransfer und sind somit ein wichtiger Katalysator für Innovationen weltweit. Sie unterstützen so die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“, erklärt Sibylle Gabler und AiF-Hauptgeschäftsführer Klein ergänzt: „Gleichzeitig ist es unser gemeinsames Bestreben, anwendungsorientierte Forschung im deutschen Mittelstand zu erleichtern.“
Die AiF ist das industriegetragene Netzwerk zur Förderung von Forschung, Transfer und Innovation im Mittelstand. Ihr Ziel ist es, Forschung für den Mittelstand zu initiieren und den wissenschaftlichen Nachwuchs sowie Fachkräfte auf innovativen Gebieten zu qualifizieren. Als Dachverband von rund 100 gemeinnützigen Forschungsvereinigungen, mit 50.000 eingebundenen Unternehmen und 1.200 beteiligten Forschungseinrichtungen, verfügt die AiF über eine einzigartige Infrastruktur. Diese ermöglicht es, Wirtschaft und Wissenschaft effizient und branchenübergreifend zu verknüpfen. „Als Stimme des forschenden Mittelstandes in Deutschland erweitern wir ständig unser – wie wir es nennen – Netzwerk der Netzwerke, um das AiF-Innovationsökosystem zu optimieren“, betont Kremer.
Die drei Organisationen haben vor, insbesondere in den Zukunftsbereichen Circular Economy, Wasserstofftechnologien, Künstliche Intelligenz/IoT, Ressourceneffizienz, Transformation des Energiesystems sowie Foresight (strategische Vorausschau) und anderen Innovationsthemen zusammenzuarbeiten. Die Absicht besteht darin, Forschungsergebnisse über den Weg der Normung und Standardisierung neben den bisher in den Forschungsvereinigungen etablierten Prozessen für Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu machen.
Entsprechend der gemeinsamen Erklärung soll der Mehrwert von Standardisierung und Normung als Transferinstrument für Forschungsergebnisse konkreter herausgestellt werden. Zusätzlich wird ein Schulungsprogramm für Transfermanager und Multiplikatoren im Bereich kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) entwickelt. Aktuell laufen bereits niederschwellige Informations- und Vernetzungsformate über das AiF InnovatorsNet, wie beispielsweise die Veranstaltungsreihe „DIN-Spotlight“. Das AiF-InnovatorsNet agiert als eine Community von Innovatoren für Innovatoren, die Unternehmen, Start-ups, Forschungseinrichtungen, Institutionen und Einzelpersonen digital und analog miteinander vernetzt. Die Plattform unterstützt ihre Mitglieder bei der Erschließung von Netzwerken, der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle sowie bei der Förderung von Wachstum und Innovationen. In Zusammenarbeit mit DIN und DKE werden die Themen „Normung und Standardisierung“ fest in einer Co-Community im AiF-InnovatorsNet integriert.
Die drei beteiligten Partner setzen sich zudem für eine Intensivierung des Förderprogramms Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) des Bundeswirtschaftsministeriums ein und befürworten die Integration von Normung und Standardisierung in Projekten der IGF und des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand. Zusätzlich streben sie im Rahmen der nationalen „Normungsroadmap Wasserstoff“ eine verstärkte Berücksichtigung mittelständischer Interessen an. „Wir wollen den Mittelstand frühzeitig beim Normungspotenzial von Zukunftsthemen mitnehmen“, fasst Klein zusammen.