Die Entscheidung für Megacasting war ein bedeutsamer Schritt, der neue Möglichkeiten in der Fertigung brachte und die Leistungsbereitschaft des Unternehmens zeigt, innovative Lösungen umzusetzen. Megacasting ist ein sehr aktuelles Thema in der Gießereiindustrie, bei dem hoch integrative und komplexe Bauteile in einem einzigen Gussverfahren gefertigt werden. Das Verfahren bietet jede Menge Vorteile wie zum Beispiel kürzere Produktionszeiten, geringere Produktionskosten sowie eine optimierte Beschaffenheit der Gussteile. Als erster Tier-1-Zulieferer in Europa entschied sich Handtmann für dieses Verfahren. Die Investition in die Bühler Carat 610 Maschine im Werk Biberach forderte ebenso eine Veränderung der Infrastruktur.
Zwei weitere Megacasting-Maschinen werden zukünftig gefertigt
Das Unternehmen hat Kapazitäten für die Installation von zwei weiteren Megacasting-Maschinen, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.
Inzwischen liegen Handtmann Aufträge vor: „Wir haben zwei Serienaufträge mit Produktionsstart 2026, wobei wir schon 2024 mit der Vorserie beginnen werden“, so Stefan Kneer (Abteilungsleiter Konstruktion und Business Development bei Handtmann). Bei einem der Neuaufträge handelt es sich um ein Hochvolt-Batteriegehäuse. Mit einer Länge von 2,10 m dringt dies in neue Dimensionen vor, welche für den Druckguss vor wenigen Jahren noch nicht denkbar waren.
Doch wie kam es zu der Entscheidung, als Tier-1-Zulieferer in die Hemisphäre von Megacasting einzutreten? Der große Vorteil von Megacasting besteht in der Möglichkeit, Baugruppen zu vereinfachen. Mittels Nutzung der Gestaltungsfreiheit von Druckgussbauteilen werden Einzelteile substituiert und Funktionen integriert. Dadurch entfallen kritische Fügeprozesse in der Fertigung, was zu einer deutlich reduzierten Zykluszeit sowie geringerem Platzbedarf in der Produktion führt. Folglich sind mit Megacasting produzierte Bauteile deutlich günstiger in der Herstellung. Ferner verfügen große Gussstücke meist über eine höhere strukturelle Stabilität als komplex gefügte Baugruppen.
Untersuchung von Bauteilen als Entwicklungsprojekt
Vor der Entscheidung, in Megacasting zu investieren, wurden bei Handtmann Bauteilentwicklungen im Rahmen von Innovationsprojekten durchgeführt. Bei einem der Bauteile handelte es sich um nichts Geringeres als einen Hinterwagen, der ein konventionelles Fahrzeugmodul mit 97 Einzelteilen ersetzt. Das Druckgussbauteil erfüllt dabei alle Anforderungen an Steifigkeit, Festigkeit und Crashverhalten.
Wir haben uns in den letzten Jahren tiefgehende Entwicklungskompetenzen angeeignet, um bereits in der Vorentwicklung gemeinsam mit unseren Kunden in sehr frühen Entwicklungsphasen einzusteigen. Dabei starten wir mit einer Topologie-Optimierung, was für mich zwingend als die Basis für die Entwicklung eines strukturellen Druckgussbauteils darstellt. Sobald daraus die ersten CAD-Daten entstehen, beginnen erste Gießsimulationen. Besonders bei großen Bauteilen ist das Thema Gießbarkeit essenziell und von Beginn an zu betrachten“, so Kneer. Doch nicht nur für Hinterwagen, sondern auch für Vorderwägen, Heckklappen und Batteriesysteme realisierte Handtmann gemeinsam mit Partnerunternehmen Vorentwicklungsprojekte.
„Wir haben uns in den letzten Jahren tiefgehende Entwicklungskompetenzen angeeignet, um bereits in der Vorentwicklung gemeinsam mit unseren Kunden in sehr frühen Entwicklungsphasen einzusteigen. Dabei starten wir mit einer Topologie-Optimierung, was für mich zwingend als die Basis für die Entwicklung eines strukturellen Druckgussbauteils darstellt. Sobald daraus die ersten CAD-Daten entstehen, beginnen erste Gießsimulationen. Besonders bei großen Bauteilen ist das Thema Gießbarkeit essenziell und von Beginn an zu betrachten“, so Kneer. Doch nicht nur für Hinterwagen, sondern auch für Vorderwägen, Heckklappen und Batteriesysteme realisierte Handtmann gemeinsam mit Partnerunternehmen Vorentwicklungsprojekte.
Die Vorteile des Druckgusses nutzen
Jenseits des Megacastings treibt Handtmann auch andere Innovationsprojekte voran und entwickelt fortlaufend neue Bauteile wie E-Komponenten- oder Strukturteile, die auf insgesamt über 99 Druckgussmaschinen gefertigt werden. „Das Thema Megacasting liegt schwer im Trend. Aber auch außerhalb der ganz großen Bauteile haben unsere Kunden erkannt, dass sich durch die Nutzung der Vorteile des Druckgusses im gesamten Fahrzeug Einsparungen erzielen lassen. Getrieben durch den Zwang zur Vereinfachung und Gewichtsreduzierung, speziell im Bereich der E-Mobilität, erwarten wir einen weiteren, deutlichen Anstieg des Aluminiumdruckgussanteils pro Fahrzeug. Hier bieten sich der Gussbranche ungeahnte Möglichkeiten. Diese heben wir nicht nur mit innovativem Leichtbaudesign, sondern arbeiten auch an Lösungen zu Prozessweiterentwicklungen und der Legierungsentwicklung. Der Weg für uns ist geebnet, jetzt müssen wir ihn gehen und die Chancen nutzen.“, so Kneer.
So bleibt das Unternehmen ein wesentlicher Partner in der Automobilzulieferindustrie, der auch in Zukunft auf Innovation setzt und gemeinsam mit seinen Kunden neue Projekte realisiert.
Mit einer über 150-jährigen Tradition und Expertise im Metallguss, umfangreicher technischer Kompetenz und einem starken internationalen Netzwerk beweist Handtmann einmal mehr seine Fähigkeit, komplexe Herausforderungen in effektive Lösungen umzuwandeln. Weitere Informationen finden Sie unter www.handtmann.de.
Über Handtmann: Erstklassige Technologien über fünf Generationen hinweg
Die Albert Handtmann Metallgusswerk GmbH & Co. KG ist im Geschäftsbereich Leichtmetallguss (Aluminium- und Magnesiumguss) strategischer Systempartner für die Automobilindustrie für Antriebsstrang, Fahrwerk und Karosserie.
Das international agierende Unternehmen mit Hauptsitz in Biberach an der Riss blickt auf eine 150-jährige Erfolgsgeschichte zurück und bewies durch langjährige Erfahrung und Expertenwissen, komplexe Herausforderungen in tragfähige Lösungen umzuwandeln. Die über 2.300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den deutschen Werken Biberach und Annaberg, in den slowakischen Werken Košice und Kechnec sowie im Werk Tianjin in China erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von rd. 597 Millionen Euro.
Ob Druckguss oder Kokillenguss, bei Handtmann greifen Produktstrategien und Problemlösungsprozesse ineinander.
- Engineering-Kompetenz früh im Entwicklungsprozess nutzen und einbinden
- Kompetenzen von Kundenseite und Handtmann gezielt zusammenführen
- Gemeinsame Ebene zur Lösung von Projektaufgaben im interdisziplinären Dialog finden
• Komplexe mechanische Bearbeitung sowie Komponenten- und Systemmontage ergänzen eine konsequente Produktstrategie. Weitere Informationen auf www.handtmann.de.