10.02.2015
Nach einer kurzfristigen Phase der Stagnation werden die Energiepreise auf den Großhandelsmärkten in Deutschland mittelfristig bis zum Jahr 2020 voraussichtlich wieder steigen. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle Energiemarktbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), eine bundesweit einzigartige Umfrage unter Energieexperten zu den Preiserwartungen für die Energieträger Strom, Rohöl, Erdgas und Kohle im deutschen Großhandel.
Für die kommenden sechs Monate sieht jeweils die Mehrheit der Experten kaum Änderungen bei den Preisen für Strom, Erdgas, Kohle und Rohöl. Zwei Drittel der Befragten erwarten in diesem Zeitraum eine Stagnation der deutschlandweiten Strompreise, 16 % gehen von einem kurzfristigen Anstieg aus. Der Anteil der Experten, die kurzfristig weiter sinkende Strompreise erwarten, ist um vier Prozentpunkte leicht gestiegen und liegt nun bei 18 %. Ähnlich sind die Erwartungen für Erdgas. Für die nächsten sechs Monate sieht ein Großteil der Befragten (63 %) stagnierende Erdgaspreise für Großkunden als wahrscheinlich an. 18 % rechnen mit sinkenden, 19 % mit steigenden Preisen. Ein Unterschied in der Bewertung ist bei den Erwartungen für Rohölpreise zu erkennen. Nachdem sich der Rohölpreis in den vergangenen sechs Monaten fast halbiert hat, gehen 58 % der Umfrageteilnehmer kurzfristig von stagnierenden Ölpreisen aus. Annähernd 27 % sehen in den nächsten Monaten aber die Wahrscheinlichkeit weiter sinkender Preise. Trotz dieser kurzfristig stabilen bis rückläufigen Preiserwartungen sehen die Experten mittelfristig wieder einen Anstieg für die meisten Energieträger voraus.
Die Anzahl der Experten, die in den nächsten fünf Jahren einen Anstieg der Preise von Rohöl erwarten, bleibt auf einem kontinuierlich hohen Stand von 76 %, nur ein kleiner Teil von 5 % sieht für die nächsten fünf Jahre einen Abwärtstrend. Auch beim Strom sind mehr als 78 % der Meinung, dass die Preise in den nächsten fünf Jahren steigen werden. Bei den mittelfristigen Einschätzungen für Erdgas erwarten 59 % der Befragten steigende Preise, ein leichter Rückgang im Vergleich zu den 67 % in der Erhebung zur Jahresmitte 2014. Die aktuellen Preiserwartungen für Kohle zeigen im direkten Vergleich zur vergangenen Umfrage ein fast identisches Bild. Lediglich in der kurzen Frist für die nächsten sechs Monate erwarten mit 77 % etwas weniger Teilnehmer stagnierende Preise. Etwas mehr als die Hälfte der Experten erwarten weiterhin stagnierende Preise für die nächsten fünf Jahre, 39 % sind der Meinung, dass die Kohlepreise steigen werden.
Der Preis für CO2-Emissionszertifikate ist seit Längerem deutlich unter dem Niveau der Jahre 2008 bis 2011. Daher prognostiziert ein Großteil der Experten (73 %) für die nächsten sechs Monate Preise von 5 bis 10 € pro Tonne (€/t). Im Juni 2014 gingen noch 21 % der Teilnehmer von kurzfristigen Preisen zwischen null bis fünf €/t aus, in der aktuellen Befragung sinkt dieser Anteil auf 12 %. Die Erwartung mittelfristig höherer Preise setzt sich fort. Insgesamt 57 % rechnen mit einer Erhöhung des Preises auf 10 bis 20 €/t in den kommenden fünf Jahren – ein Preisniveau, das im Emissionshandel seit mehreren Jahren nicht mehr erreicht wurde.
ZEW, Mannheim