Die Stahlwerk Thüringen GmbH und der Netzbetreiber Ferngas möchten ein Elektrostahlwerk in Unterwellenborn an das Wasserstoffnetz anschließen. Dazu haben die Partner nun eine Absichtserklärung unterzeichnet. Schon 2027 soll der Anschluss erfolgen.
Zu Beginn soll der Wasserstoffanteil mehr als die Hälfte des bisherigen Erdgasvolumens betragen. In der Folge will man den Wasserstoffanteil sukzessive steigern. Zum Einsatz soll vor allem grüner Wasserstoff kommen.
Grund für den Wasserstoffeinsatz: Eine Elektrifizierung der Prozessschritte zur Stahlherstellung ist nur eingeschränkt möglich. Daher will Stahlwerk Thüringen in den entsprechenden Anlagen technische Umrüstungen von Erdgas-Betrieb auf einen Erdgas-Wasserstoff-Mix vornehmen.
Das 1995 eröffnete Elektrostahlwerk verwendet für seinen „Green Steel“ nach eigenen Angaben bereits 100 % regenerativen Strom. Der Bezug von grünem Wasserstoff über die Netzinfrastruktur soll zu einer noch umweltfreundlicheren Stahlproduktion beitragen.
Erhalten der Wettbewerbsfähigkeit
Unterstützung kommt aus dem Thüringer Wirtschaftsministerium:
„Diese Zusammenarbeit begrüße ich sehr. Das Thüringer Wirtschaftsministerium hat gegenüber dem Bundeswirtschaftsministerium bereits signalisiert, wie wichtig der Anschluss des energieintensiven Stahlwerks in Unterwellenborn an das geplante Wasserstoff-Kernnetz ist. Seitens des Landes werden wir zudem alles in Bewegung setzen, um die notwendigen Rahmenbedingungen für einen Wasserstoff-Anschluss des Stahlwerkes zu schaffen. Schließlich geht es dabei nicht zuletzt um die Sicherung der dortigen industriellen Arbeitsplätze“, sagt Wirtschaftsstaatssekretär Carsten Feller.
Die Zusammenarbeit zeigt außerdem das Engagement beider Unternehmen für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Industrie.
„Die Planungen, unser Werk an das Wasserstoffnetz anzuschließen, ist ein Meilenstein für uns“, so Alexander Stolze, Leiter Einkauf und Prokurist der Stahlwerk Thüringen GmbH. „Wir wollen den nächsten Schritt zur nachhaltigen Entwicklung der Stahlindustrie gehen und unsere Führungsrolle bei der Anwendung von umweltfreundlicheren Technologien unterstreichen. Der Anschluss an das Wasserstoffnetz wird unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten und das Stahlwerk Thüringen als Zentrum emissionsarmer Stahlproduktion stärken“, so Stolze weiter.
Schnelle Umsetzung des Kernnetzes notwendig
Gemeinsam mit den anderen deutschen Fernleitungsnetzbetreibern hat Ferngas kürzlich einen aktuellen Planungsstand für ein Wasserstoff-Kernnetz veröffentlicht. Ferngas arbeitet mit seinen Kunden bereits an der Anbindung an das Wasserstoffnetz. Dabei werden auch die nicht unmittelbar an dieses Kernnetz angrenzenden Regionen und Kunden betrachtet.
Kevin George Greiling, Leiter Netzwirtschaft bei der Ferngas, meint dazu: „Der Gesetzgeber muss es jetzt schnell ermöglichen, dass dieses Wasserstoff-Kernnetz realisiert wird. Damit wird die Anbindung des Stahlwerks an die Wasserstoffinfrastruktur zugleich auch der Start für eine H₂-Erschließung der ganzen Region. Eine Umstellung der Leitung ermöglicht die zukunftsfähige Versorgung der Industrie und Wärmeversorgung im Städtedreieck. Dazu sind wir mit weiteren Netznutzern, nicht nur dieser Leitung, in guten Gesprächen.“
Die Ferngas Netzgesellschaft mbH mit Sitz in Schwaig bei Nürnberg und Erfurt plant die notwendige Infrastruktur zu schaffen, um den Wasserstoff zum Stahlwerk zu transportieren. Dazu ist u. a. die Umrüstung einer bereits vorhandenen rund 70 km langen Erdgasleitung aus dem Raum Erfurt nach Unterwellenborn vorgesehen. Um die Umstellung auf Wasserstoff vornehmen zu können, muss Ferngas die benötigten Genehmigungen einholen und die H₂-Betriebsfähigkeit nachweisen. Notwendig sind außerdem die regulatorischen Rahmenbedingungen durch den Gesetzgeben.