Das Stahlwerk Thüringen und der Leitungsnetzbetreiber Ferngas planen, das Werk in Unterwellenborn voraussichtlich ab dem Jahr 2027 mit dem Wasserstoffnetz zu verbinden. Dazu wurde eine Absichtserklärung („Memorandum of Understanding“) von beiden Akteuren abgeschlossen. Für die Planung und technische Vorbereitung der Anbindung an das Wasserstoffnetz sollen zeitnah die nächsten konkreten Schritte gegangen werden.
Unterstützung kommt aus dem Thüringer Wirtschaftsministerium
Wirtschaftsstaatssekretär Carsten Feller, sagt:
„Diese Zusammenarbeit begrüße ich sehr. Das Thüringer Wirtschaftsministerium hat gegenüber dem Bundeswirtschaftsministerium bereits signalisiert, wie wichtig der Anschluss des energieintensiven Stahlwerks in Unterwellenborn an das geplante Wasserstoff-Kernnetz ist.
Seitens des Landes werden wir zudem alles in Bewegung setzen, um die notwendigen Rahmenbedingungen für einen Wasserstoff-Anschluss des Stahlwerkes zu schaffen. Schließlich geht es dabei nicht zuletzt um die Sicherung der dortigen industriellen Arbeitsplätze.“
Das Stahlwerk in Thüringen zielt schon seit Langem auf die Dekarbonisierung seiner Produkte und greift für seinen „Green Steel“ schon heute 100 % regenerativen Strom zurück. Die Entscheidung, in Zukunft „grünen“ Wasserstoff über die Netzinfrastruktur nachzufragen, ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für eine weitgehend dekarbonisierte Stahlproduktion. Der CO2-frei hergestellte Wasserstoff soll das in wichtigen Produktionsschritten verwendete Erdgas stufenweise ersetzen.
Zu Beginn soll sich der Wasserstoff auf mehr als die Hälfte des bisherigen Erdgasvolumens belaufen. In der Folge soll der Wasserstoffanteil sukzessive erhöht werden. Wie auch in anderen energieintensiven Prozessen, in denen eine hohe Energieleistung zusammen mit großen kontinuierlichen Energiemengen von Nöten sind, übernimmt der Wasserstoff eine relevante Rolle.
Eine Elektrifizierung dieser Prozessschritte ist nach dem heutigen Technikstand nur in vergleichsweisem geringerem Umfang möglich. Dazu sind in den entsprechenden Anlagen technische Umrüstungen von Erdgas-Betrieb auf einen Erdgas-Wasserstoff-Mix notwendig.
Anschluss an das Wasserstoffnetz erhält Wettbewerbsfähigkeit
Die Kooperation zeigt das Engagement beider Unternehmen für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Industrie.
Alexander Stolze, Leiter Einkauf und Prokurist der Stahlwerk Thüringen GmbH, sagt:
„Die Planungen, unser Werk an das Wasserstoffnetz anzuschließen, ist ein Meilenstein für uns. Wir wollen den nächsten Schritt zur nachhaltigen Entwicklung der Stahlindustrie gehen und unsere Führungsrolle bei der Anwendung von umweltfreundlicheren Technologien unterstreichen. Der Anschluss an das Wasserstoffnetz wird unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten und das Stahlwerk Thüringen als Zentrum emissionsarmer Stahlproduktion stärken.“
Gemeinsam mit den anderen deutschen Fernleitungsnetzbetreibern hat Ferngas am 12. Juli 2023 einen aktuellen Planungsstand für ein Wasserstoff-Kernnetz an die Öffentlichkeit kommuniziert, sozusagen die Wasserstoff-Autobahnen in Deutschland. Gleichzeitig widmet sich Ferngas zusammen mit seinen Kunden der Frage, wie die Anbindungen an diese Autobahnen realisiert werden können. Dabei werden auch die nicht unmittelbar an dieses Kernnetz angrenzenden Regionen und Kunden berücksichtigt.
Kevin George Greiling, Leiter Netzwirtschaft bei der Ferngas, meint dazu:
„Der Gesetzgeber muss es jetzt schnell ermöglichen, dass dieses Wasserstoff-Kernnetz realisiert wird. Damit wird die Anbindung des Stahlwerks an die Wasserstoffinfrastruktur zugleich auch der Start für eine H2-Erschließung der ganzen Region. Eine Umstellung der Leitung ermöglicht die zukunftsfähige Versorgung der Industrie und Wärmeversorgung im Städtedreieck. Dazu sind wir mit weiteren Netznutzern, nicht nur dieser Leitung, in guten Gesprächen.“
Die Ferngas Netzgesellschaft mbH mit Sitz in Schwaig bei Nürnberg und Erfurt will die notwendige Infrastruktur zu schaffen, um den Wasserstoff dem Stahlwerk zur Verfügung zu stellen. Dazu ist u. a. die Umrüstung einer bereits vorhandenen rund 70 Kilometer langen Erdgasleitung aus dem Raum Erfurt nach Unterwellenborn vorgesehen.
Um den Wechsel auf Wasserstoff vornehmen zu können, benötigt die Ferngas neben den einzuholenden Genehmigungen und dem Nachweis der Eignung der H2-Betriebsfähigkeit auch die regulatorischen Rahmenbedingungen durch den Gesetzgeber, um die Wasserstoffleitungen bewirtschaften zu können.