„2023 ist laut Minister Habeck das ‚Jahr der Industrie‘ – diesem Slogan muss ein ‚Ja‘ zur Industrie folgen. Mit klarem Bekenntnis zum industriellen Mittelstand, nicht nur zur Großindustrie“, sagt Holger Ade, Leiter Industrie- und Energiepolitik beim Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM).
Der für den Industriestandtort Deutschland unentbehrliche Mittelstand braucht zur Bewältigung der aktuellen Krisen die gleiche politische Unterstützung wie Großkonzerne.
Mittelstand mitdenken
Der WSM fordert statt anstelle von kurzfristiger Kommunikation eine langfristige strategische Industriepolitik. Ein dauerhaftes Bekenntnis zur Industrie, das auch den Mittelstand miteinschließt, würde die Wertschöpfungsstrukturen in Deutschland und Europa sichern und gleichzeitig die Resilienz der Unternehmen stärken. „Wir erleben gerade, wie gefährlich Abhängigkeiten sind. Daraus befreien wir uns nur mit funktionierenden Wertschöpfungsketten. Und genau diese Ketten bildet der Mittelstand“, betont Ade.
Alleiniger Fokus auf Großindustrie befürchtet
Der Verband befürchtet angesichts erster Programme, z. B. der Klimaschutzverträge, die Politik fokussiere sich zu stark auf die Großindustrie oder einzelne Rohstoffbranchen. „Das ist zu kurz gedacht“, kritisiert WSM-Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer. „Ohne standortnahe Strukturen riskieren auch Konzerne eine bedrohliche Abhängigkeit von unsicheren internationalen Anbietern.“
Deindustrialisierung verhindern
Der Mittelstand, der eine große Relevanz für die gesamte Industrie besitzt, benötigt zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen die gleiche Unterstützung wie Großkonzerne, sei es bei der Erreichung der CO2-Neutralität, der Transformation oder dem Fachkräftemangel. „Eine zukunftsorientierte langfristige Strategie hält diese Industrieunternehmen international wettbewerbsfähig. Und hält sie am Standort Deutschland“, bekräftigt Vietmeyer. Dazu muss die Politik mit sofortiger Wirkung Kosten deckeln, die Energieversorgung bezahlbar halten und Prozesse entbürokratisieren. Nur durch langfristiges Denken kann im Jahr der Industrie die Deindustrialisierung gestoppt werden.