15.03.2016
Die klassische Lieferkette vom Rohrwerk über den Rohrverarbeiter bis zum OEM oder Endkunden wird schon seit längerer Zeit häufig durchbrochen. Rohrwerke integrieren Anarbeitungsprozesse und liefern direkt an OEMs. Bisherige Rohrverarbeiter übernehmen selbst die Rohrherstellung, statt ihre Rohre von einem Rohrwerk zu beziehen. Die Motive für diese Vereinfachung der Lieferkette sind vielfältig. Zu den wichtigsten gehören Kostenreduktion, Erhöhung der eigenen Wertschöpfung und Verkürzung der Durchlaufzeiten.
Nicht immer werden die Erwartungen an die dann realisierten Anlageninvestitionen erfüllt, weil zum Beispiel die neuen Anlagen nicht ausreichend ausgelastet werden können. Im umgekehrten Fall werden bisweilen Erfolg versprechende Investitionsvorhaben nicht realisiert, weil die Risiken nicht ausreichend kalkulierbar sind. Trotz dieses Dilemmas ist man in der Rohrindustrie beständig auf der Suche nach neuen Geschäftsmöglichkeiten oder sogar neuen Geschäftsmodellen, um steigendem Kostendruck und sinkenden Margen zu entkommen.
Aus den Erfahrungen mit Hybrid-Rohrschweißanlagen entwickelte man bei Dreistern GmbH & Co. KG das Konzept der multifunktionalen Anlagentechnik. Die Idee dabei war, aus der Profilieranlage ein universelles Blechbearbeitungszentrum zu machen, das außer Rohren alle heute durch Kombination von Rollprofilieren, Stanzen und Schweißen herstellbaren Produkte liefern kann. Statt ausschließlich Rohre an möglichst viele Kunden zu verkaufen, sei es einem Rohrhersteller nun möglich, die bestehenden Kunden mit einer stark erweiterten Produktpalette zu bedienen, bis hin zu einbaufertigen kompletten Baugruppen. Eine der wichtigsten Forderungen an das neue Anlagenkonzept war, dass Investitionen für ein neues Produkt erst dann anfallen, wenn es tatsächlich produziert wird und nicht schon im Moment der Anlagenbeschaffung. Auf diese Weise würden Risiken für den Einstieg in neue Produkte drastisch reduziert. Denn in der Übergangszeit könne die Anlage ohne Mehrkosten die bisherigen Produkte liefern und selbst zur Finanzierung der Investitionen für die zukünftige Produkte beitragen. Eine derartige bisher nicht gekannte Flexibilität eröffne neue Geschäftsmöglichkeiten bis hin zu völlig neuen Geschäftsmodellen. Ein Rohrhersteller könne sich so Zug um Zug und ohne riskante Investitionen zu einem Systemlieferanten für einbaufertige Rohr- und Profilprodukte entwickeln. Umgekehrt könne ein Profilhersteller auch Rohre herstellen, um seinem Kunden eine komplette Produktpalette bieten zu können.
Realisiert wurde das Konzept der Multifunktionalen Anlagentechnik durch die Entwicklung sogenannter „Work Module“ mit standardisierten mechanischen und elektrischen Schnittstellen. Je nach Anforderungen des jeweiligen Produktes können sie minutenschnell an jeder beliebigen Stelle einer beliebigen Profiliermaschine integriert werden. Die Integration sei einfach und schnell in wenigen Minuten zu bewerkstelligen. Alle elektrischen und hydraulischen Verbindungen erfolgen über Schnellkupplungen. Ein Work Modul verfügt über seine eigene mobile Steuerung. Es kann daher auf verschiedenen Anlagen der gleichen Baugröße eingesetzt werden. Dies sei ein weiterer wichtiger Vorteil dieses Konzepts, denn es erlaubt eine bessere Nutzung des gesamten Maschinenparks. Die Module können sowohl im Mitlauf- als auch im Start-Stopp-Betrieb arbeiten. Je nach Baugröße sind Werkzeuggewichte bis 1 500 kg und Produktionsgeschwindigkeiten bis zu 60 m/min möglich. Neben den Stanzmodulen stehen auch Work Module für das Laserschweißen zur Verfügung. Je nach Anforderung des jeweiligen Produkts kann der Schweißbereich auf der optimalen Position innerhalb der Profiliermaschine platziert werden.
Auf der Messe Tube & Wire in Düsseldorf zeigt Dreistern eine solche multifunktionale Rohrschweißanlage, Halle 6, Stand E41. Ebenfalls wird Dreistern auf dem Nachbarstand der Tube Innovation Days präsent sein, auf dem die gesamte Prozesskette rund ums Rohr vertreten sein wird.
Dreistern GmbH & Co. KG, Schopfheim