Der Aufsichtsrat der Aurubis AG hat weitere Investitionen in Höhe von ca. 530 Mio. € beschlossen. Diese sollen in die Verdopplung der Verarbeitungskapazität am Recyclingstandort Aurubis Richmond in Georgia, USA, und Infrastrukturanpassungen für das laufende Projekt fließen. Weiterhin investiert Aurubis zur Steigerung der Recyclingfähigkeit in das Projekt CRH (Complex Recycling Hamburg) in Hamburg und den Ausbau des Solarparks zur Eigenstromerzeugung am Standort Pirdop in Bulgarien. Die Rückflüsse dieser drei Projekte ergeben einen erwarteten Ergebnisbeitrag (EBIDTDA) von etwa 130 Mio. €. Außerdem wurde ein weitreichendes IT-Modernisierungsprojekt beschlossen, welches den Wechsel zu der SAP-Plattform S/4HANA beinhaltet.
„Diese Beschlüsse zeigen: Wir setzen unsere Strategie ‚Driving Sustainable Growth‘ konsequent um. Aurubis beschleunigt das Wachstum im Recycling durch die nächste Ausbaustufe unseres US-Werkes. Wir stärken unser Kerngeschäft, indem Aurubis in Hamburg in innovative Metallurgie investiert, um effizienter komplexe Sekundärmaterialien zu verarbeiten. Und wir bauen unsere Branchenführerschaft in der nachhaltigen Multimetall-Erzeugung durch Erweiterung unserer Eigenstromerzeugung mittels Erneuerbarer Energien in Bulgarien aus,“ hält Roland Harings, Vorstandsvorsitzender der Aurubis, fest. „Mit der Einführung von S/4HANA schaffen wir zudem wichtige Voraussetzungen, um unser gesamtes Hüttennetzwerk noch stärker zu automatisieren, Effizienzen zu heben und weiter zu wachsen.“
Verdopplung der Recyclingkapazitäten in Richmond
Aurubis wird das Wachstum in den USA deutlich stärker vorantreiben. Aktuell befindet sich ein Aurubis Werk in Richmond, Georgia, im Bau. Für dieses wurden zusätzlich ca. 90 Mio. € an Investitionsanpassungen für Infrastrukturanforderungen und Inflation genehmigt. Außerdem soll das Werk ein zweites Recyclingmodul mit einem Investitionsvolumen von etwa 250 Mio. € bekommen. 2026 soll diese Ausbaustufe mit der Produktion beginnen.
Die stark wachsende Verfügbarkeit komplexer Recyclingmaterialien lässt sich mit dem anhaltenden Recyclingboom in den USA begründen. Dieser liegt jährlich bei über 5 Prozent. Für den Ausbau der Marktposition von Aurubis in den USA werden so vorteilhafte Rahmenbedingungen geschaffen.
Das bisherige Durchsatzvolumen von bisher 90.000 Tonnen an komplexen Recyclingmaterialien wird mit der Verdopplung der Ausbaustufe auf 180.000 Tonnen erhöht. Die Erweiterung folgt den höchsten Umweltstandards und ermöglicht so eine umweltschonende Aufbereitung der Einsatzmaterialien. Zudem schafft Aurubis etwa 80 neue Arbeitsplätz in Richmond und wird dort, wenn beide Recyclingmodule fertig gestellt sind, rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen.
Die US-Investitionen werden durch hohe Synergien, geringen zusätzlichen Raumbedarf und die Nutzung bereits vorhandener Infrastruktur hochprofitabel gemacht. Ab dem Geschäftsjahr 2025/26 erwartet Aurubis aus der beschlossenen Ausbaustufe einen zusätzlichen EBITDA-Beitrag von ca. 90 Mio. € jährlich. Neben vielen anderen Standortvorteilen profitiert das Werk in Richmond zudem von niedrigen Strom- und Gaspreisen. Die Bauarbeiten für die erste Baustufe haben am Standort Richmond bereits begonnen. Aurubis rechnet zusammen mit der nun beschlossenen zweiten Ausbaustufe ab dem Geschäftsjahr 2026/27 bei einem Investitionsvolumen von insgesamt 640 Mio. € mit einem EBITDA-Beitrag von ca. 170 Mio. €.
Ausbau der Kreislaufwirtschaft an Hamburger Standort
Zur Sicherung des Kerngeschäfts wurden weitere Investitionen in Höhe von ca. 190 Mio. € in das Projekt Complex Recycling Hamburg (CRH) beschlossen. Zukünftig wird Aurubis dort rund 30.000 Tonnen zusätzliches Recyclingmaterial sowie interne, komplexe Hüttenzwischenprodukte verarbeiten können. Das Unternehmen leistet so einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, indem es interne und externe Wertstoffkreisläufe schließt.
Der eigens für CRH entwickelte Prozess optimiert die Auslastung vorhandener Anlagen, erweitert die metallurgischen Fähigkeiten im Aurubis-Hüttennetz und stellt so im Wettbewerb ein wichtiges Differenzierungsmerkmal dar. Außerdem ermöglicht CRH eine bessere Edelmetallverarbeitung bei gleichzeitig kürzerer Prozesslaufzeit.
„Mit dem Projekt CRH verbleibt deutlich mehr Wertschöpfung im eigenen Hause“, sagt Heiko Arnold, COO von Aurubis. „Das Projekt demonstriert zudem eindrucksvoll unsere Forschungs- und Entwicklungskompetenz. Kein anderes Projekt integriert sich derart stark in unser Hüttennetzwerk und optimiert gleichzeitig so viele Wertströme. Und nicht zuletzt: CRH ist die Basis für weitere, wichtige strategische Projekte im Werk und ein klares Bekenntnis zum Standort Hamburg“.
Das Unternehmen rechnet nach Inbetriebnahme des Projekts im Jahr 2025 mit einem jährlichen Ergebnisbeitrag von rund 40 Mio. €.
Erweiterung des Solarparks in Bulgarien
Die Erweiterung der bereits bestehenden Photovoltaikanlage am Standort Pirdop wurde als drittes Projekt beschlossen. Die Leistung der dortigen Anlage wird durch Investitionen von ca. 12 Mio. € um 14 MWp auf 24 MWp erhöht.
Zusätzlich sollen für den weiteren Ausbau des Solarparks Solarpanele im Wert von 8 Mio. € angeschafft werden. Die Erweiterung sieht den Einsatz von stationären, doppelseitigen Modulen vor, welche sich durch eine höhere Produktivität als herkömmliche V-Module auszeichnen. Der Betriebsstart der Anlage soll 2024 erfolgen.
Aurubis baut damit den landesweit bislang größten Solarpark für den Eigenbedarf weiter aus. Die Leistung des Parks wird nach der zweiten Ausbaustufe dem Strombedarf von 9.000 Haushalten entsprechen. Verglichen mit der Kohleverstromung können so jährlich 34.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Dies addiert sich zu 500.000 Tonnen für den geplanten Betriebszeitraum von 15 Jahren auf. Der Solarpark von Aurubis stellt somit einen wichtigen Baustein für die weitere Dekarbonisierung in Bulgarien dar. Das Projekt leistet außerdem einen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen von Aurubis, welche eine Senkung der Scope 1 und 2 Emissionen um 50 Prozent bis 2030 einschließen.
Finanzierung des Wachstums aus laufendem Cash-Flow
Eine Kapitalerhöhung für die beschlossenen Projekte ist nicht notwendig, da Aurubis plant, diese größtenteils aus dem laufenden Cash-Flow zu finanzieren. In Zukunft soll der gewählte Wachstumskurs stärker von einer flexiblen und vorausschauenden Dividendenausschüttung getragen werden. Aurubis stellt gleichzeitig die angemessene Beteiligung der Aktionärinnen und Aktionäre sicher.
Aufsichtsrat und Vorstand schlagen mit 1,80 € pro Aktie (Vorjahr 1,60 €) die bisher höchste Dividenden der Unternehmensgeschichte vor. Diese ergeben sich aus dem sehr starken Geschäftsergebnis 2021/22 (operatives EBT) von 532 Mio. € (Vorjahr angepasst 381 Mio. €).
Das Unternehmen erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 ein operatives Ergebnis vor Steuern von 400 bis 500 Mio. €. Am 21. Dezember 2022 erfolgte mit der Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2021/22 ein ausführlicher Kommentar der Geschäftsjahresresultate.